September 2021 - Ein Ereignis, auf das viele Anlegerinnen und Anleger bestimmt unruhig gewartet haben – am späten Freitagabend, dem 3. September, war es dann soweit: die Deutsche Börse gab die neuen Mitglieder im DAX bekannt. Es sind der deutsch-französische Flugzeughersteller Airbus, der Chemikalienhändler Brenntag, der Kochboxenlieferant HelloFresh, der Autohersteller und die Holdinggesellschaft Porsche, der Sportartikelhersteller Puma, das Biotechnologie- und Diagnostikunternehmen Qiagen, der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers, der Aromen- und Duftstoffehersteller Symrise und der Onlinemodehändler Zalando.
Umstellung wird begrüsst
Zur Erinnerung: um den deutschen Leitindex DAX zukünftig breiter aufzustellen und ihn insoweit auch ein Stück weit authentischer zu gestalten, was das Spektrum der deutschen Wirtschaft anbetrifft, hat man beschlossen, den Index um zehn Mitglieder zu erweitern. Aus dem bekannten DAX 30 wird so der DAX 40. Da sich an der Berechnung des DAX an sich nichts ändert, wird der Index nach der Umstellung nahtlos fortgeführt. „Bei der Neuberechnung des DAX wird so vorgegangen, dass jede einzelne Alt-Aktie im DAX einen neuen, niedrigeren Gewichtungsfaktor erhält und die Erweiterung dadurch wertneutral erfolgt. Das Ganze geschieht auf Basis der Schlusskurse vom Freitag, 17. September 2021, sodass der alte DAX mit den alten Gewichtungsfaktoren dem Kurs des neuen DAX mit den neuen Gewichtungsfaktoren entspricht“, erklärt der Finanzmarktexperte Holger Bosse. Es wird also keinen Kurssprung oder gar einen völlig neuen Kursstand geben. Alles bleibt so wie es ist, nur sind es dann eben 40 DAX-Mitglieder. Die Neuen kommen übrigens aus dem MDAX, sie waren dort nach Marktkapitalisierung (Streubesitz) die grössten zehn Werte. Der MDAX wird im Gegenzug um zehn Werte verkleinert, von 60 auf 50 Mitglieder.
Im Grossen und Ganzen wird die Umstellung von Experten begrüsst. Robert Halver von der Baader Bank sagt etwa: „Wenn wir den DAX mit einer Pralinenschachtel vergleichen, dann wird die Auswahl mit 40 statt 30 Titeln attraktiv.“ Er hätte sich allerdings gerne einen noch grösseren Index gewünscht, mit noch mehr Mitgliedern. „Doch dazu fehlt uns einfach die Munition“, so der Experte und meint damit, dass am deutschen Aktienmarkt schlichtweg nicht genügend heimische Unternehmen gelistet sind, die in punkto Marktkapitalisierung in Frage kommen würden. Unter diesen Umständen, so könnte man wohl hinzufügen, ist die aktuelle Reform auf 40 Werte wohl das Maximum an Verbesserung.
Mehr Qualität
Was aber neben der Vergrösserung fast noch wichtiger ist: der DAX wird auch qualitativ verbessert. Nach dem Skandal um Wirecard waren die Verantwortlichen bemüht, neue Aufnahmekriterien für den DAX zu entwickeln. Ein „zweites Wirecard“ soll es nicht geben. Die Neuen müssen profitabel arbeiten. Sie müssen auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den vorhergehenden beiden Geschäftsjahren einen Gewinn erwirtschaften. Zudem müssen alle DAX-Unternehmen regelmässig Berichte über ihre Geschäftstätigkeit vorlegen. Wer das nicht tut, fliegt automatisch raus. Die Zusammensetzung des DAX soll ausserdem von nun an zweimal im Jahr überprüft werden, und nicht nur, wie bislang einmal.
Gibt es Auswirkungen auf die Kurse?
Die Neuzusammenstellung des DAX wird sich auch auf die Kurse der betroffenen Unternehmen auswirken. Die Neulinge aus dem MDAX werden sicher eine Zeitlang stärker nachgefragt, da institutionelle Anleger, etwa DAX-Fonds, die Werte zukaufen müssen. Dagegen könnte es bei den alten DAX-Werten hier und da zu leichten Verlusten kommen, da sie an Gewichtung verlieren. Die Anbieter von Fonds und ETFs „werden Aktien der DAX-Neulinge entsprechend ihres dann errechneten Gewichts kaufen und dafür Anteile an den bisherigen DAX-Werten verkaufen“, so auch die Einschätzung von Baader-Mann Halver. Doch gross wird der Effekt wohl nicht sein, da sich viele Investoren schon im Vorfeld auf die Umgestaltung positioniert haben.
Und hier noch einmal die Rangfolge aller Mitglieder des neuen DAX 40, geordnet nach der aktuellen Marktkapitalisierung (Streubesitz). So sieht er aus, der neue DAX (Stand: 05.09.2021):
- Linde
- SAP
- Siemens
- Allianz
- Airbus
- BASF
- Daimler
- Deutsche Telekom
- Deutsche Post
- adidas
- Bayer
- Infineon Technologies
- Volkswagen
- Münchener Rück
- Vonovia
- Deutsche Börse
- BMW
- Merck
- Delivery Hero
- E.ON
- Deutsche Bank
- RWE
- Zalando
- Fresenius
- Siemens Healthineers
- HelloFresh
- Symrise
- Henkel
- Sartorius
- Fresenius Medical Care
- Porsche
- Brenntag
- Deutsche Wohnen
- Continental
- Siemens Energy
- HeidelbergCement
- MTU
- Puma
- Covestro
- Qiagen